Die Zeit hinterlässt Spuren und prägt das Leben eines Jeden auf seine Weise. Fotodokumentarische Zeitzeugeninterviews geben einen Einblick in bewegte Jahre und soziale Umbrüche einzelner Protagonisten. MASOF zeigt am Beispiel ausgewählter Zeitzeugeninterviews, wie sich der Retrospektive biografisch und zugleich visuell angenähert werden kann.
Auszug aus einem der vergangenen Zeitzeugenprojekte:
Das Titelfoto montiert zwei situative Porträtfotos und zeigt Alexander Müller (im weiteren: A.M.) damals (1985) und heute (2011) Damit wird schon deutlich, dass Zeitzeugengespräche stets mit zwei Personen stattfinden: mit der biografisch älteren und der jüngeren. Dass sie jeweils eine eigene Perspektive haben wird hier daran deutlich, dass beide den Betrachter ansehen (die Blickrichtungen verlaufen parallel zur Bildvertikalen), aber nicht sich selber. Damit ist schon verdeutlicht, dass die Rede des Mannes Müller über die Lebenspraxis des Jugendlichen Müller nicht in dieser aufgeht, sondern es hier eine biografische Eigensinnigkeit gegenüber aktuellen Deutungen gibt.
Anhand von Fotos und Fotomontagen, möchten wir dem Betrachter einen „Einblick“ in die Erzählungen Alexander Müllers geben und in die Aufsätze und Artikel, die sich mit dem Schicksal Alexander Müllers und anderer Insassen, des Jugendwerkhof Torgaus beschäftigen.
„Ich will schon ehrlich sagen, dass es mir nicht leicht fällt, das alles hier wieder zu sehen, da kommt ganz viel hoch. Wir waren ja nur Monate hier, aber jeder Monat war wie ein normales Jahr. Die Sachen, die da hochkommen, die sind ganz schwer auszudrücken, das sind Gefühle, Situationen, ein bestimmtes Grau und alles so was … diese ganze Atmosphäre. Ich kann z.B. diese weißen Kacheln nicht sehen, die überall waren, in der Dusche, im Essensraum… Und ich weiß, dass ich in den nächsten Tagen wieder diese Alpträume bekomme, wo alles weiß ist von diesen Fliessen … Aber diese Zeitzeugenarbeit, die tut mir auch gut, es ist für mich und andere wichtig, darüber zu sprechen.